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Keypoints:
- Gesunde Augen nehmen ein gemeinsames Gesichtsfeld ohne Ausfälle wahr, dass durch die Überlappung der beiden Sehfelder der Augen entsteht.
- Die Sehschärfe innerhalb des Gesichtsfelds ist unterschiedlich ausgelegt und kann durch Augenkrankheiten oder zunehmenden Alter negativ beeinflusst werden.
- Mit der sogenannten Gesichtsfeldmessung können Ausfälle im Gesichtsfeld oder Empfindlichkeitsverminderungen gefunden werden. Diese bleiben subjektiv meist unbemerkt!
Mit unseren Augen nehmen wir alle Bewegungen und Geschehnisse in unserer Umgebung war, aber was ist, wenn plötzlich vieles verschwommen erscheint oder Teilbereiche in unserem Sehen ausfallen? Für die Orientierung und die Sicherheit eines Menschen ist ein gesundes Gesichtsfeld sehr wichtig, deswegen möchte ich Ihnen in diesem kurzen Beitrag die Gesichtsfelduntersuchung näherbringen.
Unser Gesichtsfeld
Fixieren Sie Ihren Blick auf einen zentralen Punkt und halten Sie diesen für eine kurze Zeit. Der gesamte Bereich, den Sie jetzt mit Ihren Augen wahrnehmen, ist das sogenannte Gesichtsfeld, welches Ihnen ermöglicht, Ihr Umfeld wahrzunehmen, auch wenn sich Ihre Augen auf etwas anderes konzentrieren. Innerhalb des Gesichtsfeldes ist die Sehschärfe unterschiedlich ausgelegt. In der Mitte des Blickes, wo sich Ihre Augen auf einen bestimmten Punkt fixieren, sehen Sie besonders scharf. Doch je weiter es nach Außen geht, desto unschärfer wird Ihr Sehen (peripheres Sehen), denn dieser Blickwinkel dient vor allem dazu, Bewegungen wahrzunehmen, um schließlich Ihren Kopf und Ihre Augen in die jeweilige Richtung zu lenken.
Jedes Ihrer Augen hat ein eigenes Sehfeld. Wenn Ihre beiden Augen gesund sind, dann überlappen sich die beiden Sehfelder, wodurch ein gemeinsames Gesichtsfeld entsteht. Nehmen Sie aber Ausfälle in Ihrem Gesichtsfeld wahr, dann sollten Sie umgehend einen Augenarzt aufsuchen, denn Sehstörungen können auf wesentliche Krankheiten zurückgeführt werden. Einfluss auf das Sichtfeld haben neben Augenerkrankungen auch das zunehmende Alter. Speziell beim Glaukom werden jedoch die Gesichtsfeldeinschränkungen oft erst sehr spät wahrgenommen oder bleiben gänzlich unbemerkt. Daher wird die Gesichtsfeldmessung ab einem Alter von 40 Jahren als Vorsorge für Glaukome empfohlen.
Ablauf des Gesichtsfeldtests
Mit dem Gesichtsfeldtest, auch Perimetrie genannt, werden die Außengrenzen und/oder die Empfindlichkeit an unterschiedlichen Orten im Gesichtsfeld untersucht. Die Untersuchung findet in einem abgedunkelten Raum statt und Sie legen Ihren Kopf auf die dafür vorgesehene Kinn- und Stirnstütze, dabei fixieren Sie Ihren Blick auf einen zentralen Punkt in der Mitte der Halbkugel und wenden diesen nicht mehr von diesem Punkt ab.
Während der Untersuchung werden an verschiedenen Stellen der Halbkugel Lichtpunkte aufleuchten. Wenn Sie diese Lichtreize erkennen, müssen Sie dies durch Drücken eines Knopfes melden. Sollten Sie einen Lichtpunkt nicht bemerken, wird dieser im späteren Zeitpunkt an derselben Stelle mit einer höheren Lichtintensität wiederholt. Dadurch können einerseits die Grenzen des Gesichtsfeldes festgelegt und andererseits die Empfindlichkeit des Sehens bestimmt werden.
Um einen aussagekräftigen Test zu erzielen, wird die Untersuchung an beiden Augen einzeln durchgeführt. Das zweite Auge, welches gerade nicht untersucht wird, wird abgedeckt. Die Untersuchung nimmt ungefähr 10 Minuten in Anspruch und wird oft auch zur Erkennung von Augenerkrankungen, wie beispielsweise der Grüne Star (Glaukom), verwendet. Bei diesen Patienten ist eine regelmäßige Überprüfung des Gesichtsfeldes von großer Wichtigkeit.
Neben dem Glaukom gibt es aber noch weitere Erkrankungen, welche eine Einschränkung des Gesichtsfeldes zur Folge haben können. Erkrankungen der Netzhaut oder des Sehnervs sowie neurologische Erkrankungen beeinträchtigen das Gesichtsfeld und regelmäßige Kontrollen sind hier notwendig. Eine weitere Anwendung ist in der Begutachtung des Gesichtsfeldes im Rahmen der Führerscheinuntersuchung.
Wann kommt ein Gesichtsfeldtest für Sie in Frage?
Grundsätzlich ist ein Gesichtsfeldtest dann sinnvoll, wenn Sie Gesichtsfelddefekte feststellen. Da diese Einschränkungen des Gesichtsfeldes aber oft nicht erkannt werden, gibt es unter anderem Situationen, in welchen eine Gesichtsfelduntersuchung sinnvoll ist:
- Wenn bei Ihnen Seh-, Orientierungs- und Lesestörungen sowie Helligkeitsverlust und Nachtblindheit auftreten.
- Wenn Sie mit dem Glaukom oder Diabetes diagnostiziert wurden, an Schlaganfällen oder Netzhauterkrankungen leiden.
- Wenn die Sehtüchtigkeit aus beruflichen Gründen fachärztlich bescheinigt werden soll.
- Die Untersuchung ist auch bei der Verlaufskontrolle von Augenerkrankungen bzw. Behandlungsnachsorge nach einer Augenoperation wichtig.
- Bei der Gesichtsfeldbestimmung im Rahmen der Führerscheinuntersuchung.
Sollten Sie Sehstörungen oder Ausfälle in Ihrem Sehen wahrnehmen, dann können Sie ab sofort einen Termin für eine Gesichtsfelduntersuchung vereinbaren. Bei weiteren Fragen zum Thema Gesichtsfeldtest stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Ihr Priv.-Doz. Dr. Stefan Palkovits