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Wichtige Punkte:
- Diabetes kann die Netzhaut schädigen und zu langfristigen Einschränkungen führen.
- Es gibt sowohl milde als auch schwere Formen der diabetischen Retinopathie.
- Die Auswirkungen auf das Auge werden oftmals zu spät entdeckt.
- Diabetiker sollten jedes Jahr einmal zur Kontrolle beim Augenfacharzt.
Diabetes (auch Zuckerkrankheit genannt) ist eine Erkrankung, die mit einem Versagen des biologischen Mechanismus zur Regulierung der Zuckerkonzentration im Blut einhergeht. Durch den erhöhten Zuckeranteil im Urin folgte auch der Fachbegriff Diabetes mellitus, was „honigsüßes Durchfließen“ bedeutet. Mit der Zeit werden die Gefäße und verschiedenste Organe geschädigt. Deshalb ist die frühzeitige Erkennung enorm wichtig.
Welche Arten von Diabetes gibt es?
Man unterscheidet 2 Arten von Diabetes:
- der Diabetes mellitus Typ I, auch insulinabhängiger Diabetes genannt, und
- der Diabetes mellitus Typ II, der nicht-insulinabhängiger Diabetes.
Der Diabetes mellitus Typ I tritt auf, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht das notwendige Insulin produziert, was der Körper zum Überleben benötigt. In diesem Fall muss das Insulin per Injektion verabreicht werden.
Der Typ-II-Diabetes tritt auf, wenn der Körper nicht in der Lage ist, genügend Insulin zur Deckung des Bedarfs bereitzustellen oder das produzierte Insulin richtig zu verwenden. Dieser kann zunächst meist ohne Insulin behandelt werden. Typ-II Diabetes betrifft in erster Linie Erwachsene und ist mit 85-90 % aller Diabetiker die häufigere Form des Diabetes.
Zahlreiche Organsysteme werden durch die erhöhten Blutzuckerwerte geschädigt, wie beispielsweise die Nieren, das periphere Nervensystem und auch das Auge. Die Netzhaut kann betroffen sein, so dass das Sehvermögen mit der Zeit abnimmt. Dies wird als diabetische Retinopathie bezeichnet.
Ursachen und Verlauf der diabetischen Retinopathie
Die diabetische Retinopathie tritt bei beiden Typen des Diabetes auf. Die schleichende Verschlechterung macht die diabetische Retinopathie so gefährlich. Die zunehmende Schädigung kleiner Blutgefäße verursacht eine zunächst unbemerkte Schädigung der Netzhaut.
Die Wände der Kapillaren werden durch den überschüssigen Zucker geschwächt, so dass sie ihre Wasserdichtigkeit verlieren – Flüssigkeit und geringe Blutmengen treten aus den Gefäßen aus und verursachen das klassische Bild der diabetischen Retinopathie und Makulopathie. In weiterer Folge kann es auch zu größeren Einblutungen in das Auge oder die Netzhaut kommen.
Diese Veränderungen treten auch in der Mitte der Netzhaut, wo die Sehzellen besonders dicht angeordnet sind, auch Makula (lateinisch “macula lutea” oder “gelber Fleck”) genannt auf. Es kommt zu einer Verdickung der Netzhaut und zu einem Ödem (Ansammlung extrazellulärer Flüssigkeit) im Bereich der Makula, welches für eine Abnahme der Sehschärfe verantwortlich ist.
Mit Fortschreiten der Erkrankung und zunehmender Gefäßschädigung kommt es zu einer Unterversorgung der Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. Als Reaktion darauf produziert die Netzhaut Wachstumsfaktoren, welche die Ausbildungen von neuen Gefäßen, fördert. Diese neugebildeten Gefäße können jedoch weitere Komplikationen verursachen wie, Einblutungen, Auftreten einer Netzhautabhebung oder Anstieg des Augendruckes – das sogenannte Sekundär-Glaukom. Bei diesem können neben der Sehverschlechterung auch starke Schmerzen und ein gerötetes Auge auftreten.
Häufige Anzeichen und Symptome der diabetischen Retinopathie sind die verminderte Sehschärfe: unscharfes, verschwommenes Sehen bedingt durch das Makulaödem bis hin zur starken Seheinschränkung, welche u.a. im Rahmen einer Einblutung in das Auge (Glaskörperblutung) auftreten kann.
Behandlung des Diabetes und des Makulaödems
Das Ziel bei der Behandlung des Diabetes ist die Absenkung des Blutzuckerspiegels, um in weiterer Folge Schäden an Blutgefäßen, Nerven und Organen zu verhindern. Dazu gibt es zum einen präventive nicht-medikamentöse Maßnahmen wie die richtige Ernährung und ausreichend Bewegung. Regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Internisten/Ihrer Internistin ist hierfür von entscheidender Bedeutung, um eine optimale Blutzuckereinstellung zu gewährleisten.
Ist eine Augenbeteiligung, wie beispielsweise ein Makulaödem mit der damit verbundenen Sehverschlechterung vorhanden, so ist eine Behandlung in der Regel erforderlich, um der Verschlechterung des Sehvermögens entgegenzuwirken. Das Ziel ist es, die Schwellung der Netzhaut zu verringern, die Sehleistung zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden. Hierzu können Medikamente in den Glaskörper injiziert werden, welche die Gefäße abdichten und so das Ödem reduzieren können. Anfänglich sollte beim Medikamenteneinsatz die Untersuchung beim Arzt monatlich erfolgen, um den Erfolg der Behandlung zu begutachten.
Befindet sich die Erkrankung bereits in einem späteren Stadium sind oft darüber hinaus auch Laserbehandlungen oder Operationen notwendig.
Damit es nicht so weit kommt, ist eine regelmäßige Kontrolle durch einen Facharzt und eine frühzeitige Erkennung wichtig. Kommt es unbehandelt zu einem Fortschritt der Erkrankung, kann dies, nachdem auch das Zentrum des Sehens betroffen ist, zu schweren und irreparablen Sehstörungen führen.
Sollten Sie weitere Fragen rund um die Spätfolgen des Diabetes auf das Auge haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Ihr Priv.-Doz. Dr. Stefan Palkovits